«Bisch du en richtige Samichlaus?». Die kleine Maria starrte ganz erstaunt die bärtige Gestalt an. Dass diese ihr dabei mit einer weiblichen Stimme antwortete, schien das Mädchen weit weniger zu irritieren, als die Tatsache, dass der Samichlaus ganz in eine blaue Kutte gewandet war. «So etwas passiert uns oft», erklärt einer der acht freiwilligen Helferinnen und Helfer, welche am vergangenen Donnerstag, dem Weltklimatag, am Nachmittag auf dem Wiler Bahnhofplatz als Samichläuse unterwegs waren und grosse, herzförmige Mailänderli verteilten. Dass dies gerade rund um den Bahnhof Wil herum passierte, war kein Zufall: «Dies ist unser Dankeschön an alle, welche mit dem öffentlichen Nahverkehr, dem Velo oder zu Fuss unterwegs sind. Indem all diese Leute das Auto stehen lassen, leisten sie einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz», erklärt einer der Blauen.

Freude und Hilfe zugleich
Hinter der Aktion, welche von den Technischen Betrieben Wil TBW, der Energiestadt Wil und Spielenergie (welche unter anderem ein Teil des Wiler Spielfestes ist) unterstützt wurde, steht die gemeinnützige Schweizer Umweltschutzorganisation «myblueplanet», welche in Winterthur ihren Sitz hat und laufend Klimaschutzprojekte mit messbarer CO2-Reduktion lanciert. Rund 2‘000 Guetzli und Dankes-Flyer wurden an diesem Tag in Wil sowie in Zürich und Winterthur unter die Leute gebracht. Zu den Beschenkten gehörte auch Blerim Ukaj, Wil, der eine solche Aktion «einfach nur sinnvoll und gut» findet. Aktiv seinen Beitrag zum Umweltschutz leistet schon seit längerem der Hauswart des Wiler Tonhalle-Schulhauses, Martin Steinemann. Nicht nur, dass der Uzwiler schon seit eh und je mit dem Zug zum Arbeitsort pendelt, sondern er verfügt seit gut zwei Monaten über ein von der Energiestadt Wil gesponsertes Cargo-E-Bike. «Ich geniesse das sehr – und zwar im doppelten Sinne. Zum einen muss ich nicht für jeden kleinen Transport ein Auto von irgendwoher organisieren. Und zum anderen bin ich so an der frischen Luft. Für mich ist das Cargo-E-Bike eine grosse Hilfe und Freude zugleich». Und ein Guetzli nahm er selbstredend auch gerne, schliesslich «ist es heute kalt, da kann man jede Energie brauchen, die man bekommen kann», erklärte er lachend.

Oft ein langer Prozess
«Sind Sie von uns?». Die drei Bus-Chauffeure von WilMobil staunen nicht schlecht, als sie die blauen Samichläuse zu den Bussen beziehungsweise zu den wartenden Personen eilen sehen. Ganz von der Hand zu weisen ist diese Frage nicht – schliesslich führt auch WilMobil die Farbe Blau im Firmenlogo. Kurz darauf weiss auch das Trio Bescheid. Nicht erst jetzt, sondern bereits schon seit Jahren, ist der Umweltschutz für Myriam Roth aus Bichelsee ein ganz bewusstes Anliegen. «Ich fahre immer Bus», erklärt die Dame. Doch sie weiss, dass es viel mehr braucht, als nur ein paar Mailänderli und Flyer, um die Leute wirklich zum Umdenken zu bringen. «Das ist oft ein langer Prozess, denn der Mensch ist bequem.» Die Verteilaktion auf dem Bahnhofplatz findet sie «eifach guet».

Wir benutzen den öV
Franziska Alder aus Ifwil, kommt gerade vom Unterricht aus der Kanti Wil und befindet sich auf dem Nachhauseweg. «Ja, ich wusste, dass heute der Weltklimatag ist; es stand in meiner Agenda», erklärt die 16-Jährige stolz. Begleitet wird sie dabei von ihren Freundinnen und Mit-Kanti-Schülerinnen Kiyomi Widmer, Sirnach, und Céline Stieger, Abtwil. Für sich selbst kann das Trio – alleine schon aus Altersgründen – in Anspruch nehmen, mehr als nur die minimale Anforderung für ein Dankeschön-Guetzli zu erfüllen. «Wir fahren regelmässig Velo und benutzen den öV, wie auch jetzt gleich wieder», ergänzt Kiyomi und – steckt verschmitzt noch ein zweites Guetzli ein, das ihr der Samichlaus überreicht. (Christof Lampart)